Allgemein

Als unser ehemalige Praktikant und heutiger Mitarbeiter David Brückmann noch an der ETH Zürich studierte, analysierte er als Vertiefungsarbeit bei der Dozentur Mettler/Studer, BUK, zwei ländliche Wohnhäuser aus Holz: Einerseits ein zeitgenössisches, in moderner Holzbautechnik gebautes Wohnhaus, andererseits einen historischen Thurgauer Riegelbau aus dem 17.Jahrhundert. Als zeitgenössisches Beispiel hat er unseren Ersatzneubau «Franz und Hektor» beigezogen, als historisches Untersuchungsobjekt das Haus Rüti in Amriswil mit seiner typischen Fachwerkkonstruktion – für das wir damals im Büro eine Vorstudie gemacht haben.

Als Illustration die sehr schönen Axonometrien, die David von den beiden Bauten gezeichnet hat – als ganzes und im Detail. Die komplette Arbeit kann auf der Webseite der Dozentur heruntergeladen werden – hier das Plakat zu Franz und Hektor, hier jenes zu Rüti. Vor allem die Absätze zur traditionellen Konstruktion und zum historische Bauprozess lohnen die Lektüre – auch für Fachleute.

Seither hat David diplomiert und ist als Architekt in unser Büro zurückgekehrt. Rüti ist nun zu «seinem» Projekt geworden – letze Woche haben die Bauarbeiten begonnen und ab sofort ist das Projekt Umbau Bauernhaus Rüti nun auch auf unserer Webseite dokumentiert.

 

 

Als kleines Architekturbüro stellen wir nicht jeden Tag einen Bau fertig – dennoch wollte es der Zufall, dass sowohl der Kindergarten in Horn als auch das Schulhaus in Landschlacht am gleichen Tag eingeweiht wurden. Bei prächtigem Sommerwetter konnte die Bevölkerung der beiden Gemeinde ihre neuen Bildungsbauten besichtigen – und wir mit Freude, wie die Bauten von den Benutzer:innen schon in Beschlag genommen und von der Bevölkerung geschätzt wurden.

Das heisse Sommerwetter war zudem ein guter Testlauf: Beide Bauten blieben bei rund 30° Aussentemperatur angenehm kühl. Vor allem in Landschlacht wurde das Potential des «Einfachen Bauens» ausgeschöpft: Thermische Trägheit durch Verzicht auf oder Reduktion von Bauteilschichten und die Aktivierung von Decke und Boden als Speichermasse (Decke in Sichtbeton, Boden als geschliffener Unterlagsboden), robuste, einfache und langlebige Konstruktionen, sortenreine Verwendung mineralischer oder nachwachsender Rohstoffe (Einsteinmauerwerk) und ein nicht übertrieben grosser, angemessener Glasanteil. In Landschlacht wird das angenehme Raumklima zudem unterstützt durch Geocooling – also dem Zirkulieren von kühlem Wasser aus den Erdsonden, die im Winter Heizenergie liefern. In Horn ermöglichen die öffenbaren Oblichter eine angenehme Luftzirkulation durch einen sanften Kamineffekt.

 

Obwohl eine kleine Aufgabe, ist der Kindergarten in Horn für uns besonders. Er ist exemplarisch für unsere Arbeitsweise des Weiterbauens, des Vermischen und Verschmelzen.

Der Entwurf beruht auf einem raumbildenden Konzept aus dem Beginn des letzten Jahrhunderts, spricht aber die Sprache der Hauptbaute des Ensembles aus den späten 1960er Jahren – und mischt Elemente zeitgemässer Pädagogik dazu. (Mehr dazu hier.) Im Spannungsfeld dieser Einflüsse ist etwas Neues entstanden, das uns freut: ein zeitgemässes Raumgefüge für Kinder. Ein hoher Hauptraum mit Licht von oben, umgeben von vier Nischen mit unterschiedlichen Funktionen, gebildet aus geschlossenen Körpern mit dienenden Funktionen. (Mehr dazu hier.)

Aus einem Wettbewerb im Jahr 2014 hervorgegangen, wurde der Bau nun, 8 Jahre später, doch noch realisiert – und komplettiert das Ensemble mit der Mehrzweckhalle und dem Bungalow der Hauswartin, das wir 2018 erweitert und saniert hatten.

Aus diesen Gründen wollen wir – obwohl es im wesentlichen nur einen Raum zu besichtigen gibt und im Wissen darum, dass es für einige weit weg ist – zu einem kleinen After-Work-Apéro im Kindergarten Horn einladen. Auch die wichtigsten Räume der Mehrzweckhalle werden noch einmal besichtigt werden können.

Mittwoch, 22. Juni 2022, 16.30 bis 20.00 Uhr
Feldstrasse 16, 9326 Horn TG

Wir freuen uns auf Euch!
Caroline Schillinger, Lukas Imhof, Jean-Brice de Bary


weitere Beteiligte:
Bauleitung: Marc Stauffacher, Gemperli Stauffacher Architektur
Landschaftsarchitektur: Martin Klauser, Rorschach / Winkler Richard, Wängi
HLKS-Engineering: Kempter Partner, St.Gallen
Elektroplanung: Lepco, Horn
Statik: Wälli Ingenieure, St.Gallen
Baupyshik: Gerevini Ingenieurbüro, St.Gallen

Anreise
Mit dem Auto: Parkplätze der MZH an der Feldstrasse oder der Schule (von der Tübacherstrasse erreichbar) benutzen.
Mit der Bahn: Vom Bahnhof Horn in 5′ zu Fuss erreichbar. Den Weg entlang der Gleise Richtung Westen benutzen.

 

Am Samstag, 30. April organisieren Leonid Slonimskiy, Anastasia Vaynberg und Blanca Gardelegui eine Wohltätigkeitsauktion zugunsten der Ukraine. Versteigert werden Architekturzeichnungen von über dreissig Architektinnen und Architekten.

Wir haben für diese Benefizauktion eine der wenig erhaltenen Jaxon-Bilder aus unserem Archiv gespendet. Es handelt sich um eine frühe Entwurfsdarstellung unseres «Folly am Waldrand», das als Infopavillon für die Kläranlage Altenrhein dient.

Zum Bild: Jaxonkreide, Graphit und Farbstift auf Schöllerhammer Plandruckpapier, ca. 59.3 x 84cm, rückseitig gestempelt und signiert

Mehr zur Auktion und die Eckdaten des Anlasses:

instagram @notowar_architects oder hier

  • Benefizauktion von Architekturzeichnungen: humanitäre Hilfe für die Ukraine.
  • 30.04.2022, Samstag; 17:00-21:00
  • Seebahnstrasse 155, Zürich (Im Büro von Stefan Wülser)
  • Auktion – der Erlös wird für humanitäre Hilfe (Medikamente, Hygienematerial uä) verwendet und direkt an die ukrainische Grenze geschickt. 

 

 

Kurz vor Ostern 2018 brannte die historische Scheune am Lindenhof komplett ab. Kurz vor Ostern 2022 ist die Auferstehung nun abgeschlossen – und die erste Mieterin ist mit ihrer Familie eingezogen. Die Art und Weise, wie sie den Vorplatz bespielt und sich aneignet, freut uns sehr. Es sieht sehr viel besser aus, als die für die Architekturfotos gestellten Szenerien.

Wir wünschen allen frohe Ostern!

Nachtrag 19.04.2022 – Die Bilder von Hannes Heinzer sind nun auf der Projektseite zu sehen!

 

In der Reihe der Werkbesuche, die der SIA Thurgau organisiert, kann unser Lindenhof – kurz bevor er dann komplett bezogen wird – noch besichtigt werden. Das Haus mit seinen 5 Wohneinheiten, dem gemeinsamen Eingangs- und Aussenbereich, den überhohen Wohnhallen und dem Splitlevel-Schnitt ist nun fertig – und mir scheint es, als würde es so gespannt wie ich darauf warten, wie es von den Bewohnerinnen und Bewohnern in Beschlag genommen werden wird: Wir hoffen auf Oleander, Olivenbäumchen, Kräuter oder Geranien, die im gemeinsamen Aussenbereich unter dem grossen Vordach die privaten Bereiche gliedern – und darauf, dass nicht die handelsüblichen Sichtschutzwände aus dem Jumbo zum Einsatz kommen werden.

Die Besichtigung findet am 29.03.2022 von 12.00 bis 13.30 statt. Die offizielle Einladung mit der Möglichkeit zur Anmeldung kann hier heruntergeladen werden. Es sind noch ein halbes Dutzend Plätze frei.* Urs Krattiger – mit dessen Firma Krattiger Holzbau wir das Projekt in enger Zusammenarbeit realisiert haben – wird auch anwesend sein und Auskunft geben.

Anbei einige iPhone-Photos. Eine professionelle Photodokumentation sowie Pläne des ausgeführten Standes demnächst auf der Projektseite..

*Nachtrag 25.03.2022: Es sind keine Plätze mehr frei. 

 

 

Nach wie vor sind die unansehlichen nicht ganz so schönen Produkte des bekannten Quasimonopolisten der fast einzige Weg, zu einem vernünftigen Preis und unter Wahrung aller bauphysikalischen Anforderungen (Sonnenschutz, Verdunkelung, Lüftung) Licht von oben in einen Raum zu bringen. Weil die Firma ihre Dachfensterprodukte aber nur rechteckig anbietet, wir für unseren Kindergarten aber runde Oblichtöffnungen wollten, mussten wir uns an einer gebauten Quadratur des Kreises versuchen. Eine solche Form, die oben einem Pyramidenstumpf, unten einem Kegelstumpf entspricht und sich also auf der Höhe von rund 50cm von einem Quadrat zu einem Kreis verformt, ist im CAD noch einigermassen schnell modelliert.

Gipser, welche diese Form in Gips bauen können, sind allerdings schon schwieriger zu finden. (Die Firma Tinella kann es.) Im Bild die ersten Muster. Hergestellt werden sie im Gussverfahren – allerdings nicht in einer Hohlform, sondern indem flüssiger Gips über eine CNC-gefräste Form gegossen und immer wieder mit Netzen armiert wird. Millimeter für Millimeter wachsen so die einzelnen Viertelkreisformstücke heran, die dann auf dem Bau montiert und verspachtelt werden. Hier ein Film dazu.

Und falls jemand weiss, wie diese Form heisst oder ob sie überhaupt einen Namen hat, würde ich mich über eine Mail freuen.


Nachtrag:

Es erreichen mich erste Vorschläge: Pyramegel oder Keglamide (Kofferwort aus Pyramide und Kegel). Und ein mathematisch gebildeter Bekannter meint, es handle sich um eine Extrusion mit einer parametrisierten Flächenformel. 

Nachtrag 2:
Ein erstes Bild der fertig eingebauten und verspachtelten Form findet sich hier.

 

Auf dem Areal der AVA Altenrhein wird weiterhin gemäss unserem Gestaltungskonzept gebaut, umgebaut, erweitert und saniert. Im vergangenen Sommer wurde die komplett revidierte Stapelmischanlage in Betrieb genommen. Der Projektbeschrieb («Projektblatt Schlamm«) ist wiederum voll mit wunderbaren Begriffen aus der Welt der Verfahrenstechnik:

  • optional thermophile Faulprozessführung
  • in ausgefaulter Form zwischengestapelt
  • Stillstand der regulären Faulräume
  • Notkühlung und Gasentschwefelung
  • Membranstripping
  • Gaskuppel mit Rührwerk
  • Eigen- und Drittschlämme

Es ist eine eigene und seltsame Poesie, die diesen Begriffen innewohnt – so wie den Bildern von Hannes Heinzer und, hoffentlich, auch unserer Architektur.

Weitere von uns gestalterisch betreute Bauten auf der Anlage sind:

Im vergangenen Sommer wurde unser Dachausbau im Claridenhof fertig gestellt – jetzt sind die Fotografien von Hannes Heinzer eingetroffen. Die Ähnlichkeit mit den Renderings, die wir im Konkurrenzverfahren vor bald drei Jahren erstellt haben, ist frappant und wir waren alle etwas perplex. Die schöne Überraschung des Realität gewordenen Gedankens, sie bleib ein Stück weit aus – man wusste ja schon vorher, wie es aussieht. («Hätte man ja gar nicht mehr bauen müssen!»)

Natürlich ist der empfundene Raum, das reale Licht, der Schall und die Gerüche nach Farbe, Schreinerarbeiten und Reinigungsmittel in den leeren, gerade erst fertig gestellten Räumen immer noch ein Wunder und für uns als Planende überwältigend. Dennoch bleiben die Bilder des Fotografen ein seltsames Gefühl: dass man die aus 3d-Daten und Phantasie hergestellten Bilder drei Jahre später noch einmal zugeschickt bekommt – wieder digital natürlich, aber mit einer realen, nicht nur virtuellen 3d-Modellierung im Hintergrund.

Was das für die Zukunft unseres Berufes heisst, mögen sich andere überlegen bzw. werden wir es ja sehen. Aber was es für uns jetzt, für unsere Arbeitsweise und -mittel bedeutet, möchte ich mir kurz überlegen. Eine Sache dabei hat mich besonders beschäftigt: Bedeutet diese Übereinstimmung von Simulation und gebauter Realität, dass das Handwerk und das Material, die Weiterentwicklungen und Präzisierungen, technische Faktoren wie die Integration der Haustechnik, Statik und Akustik oder menschliche Faktoren wie die Arbeit der Projektarchitektinnen oder der Austausch mit der Bauherrschaft gar keinen Einfluss mehr haben auf die Entwicklung eines Projektes von erstem Entwurf bis zum Ausführungsprojekt?

Die im Anhang gezeigten Bildpaare legen diesen Schluss nahe. Dennoch, bei genauerer Betrachtung und etwas Nachdenken über die speziellen Bedingungen des Projektes, komme ich zu einem anderen Schluss, aus folgenden Gründen.

Zuerst: Der gezeigte Wettbewerb ist mit anderen Konkurrenzverfahren nur beschränkt vergleichbar. Es handelte sich um einen kleineren Umbau in einer denkmalgeschützten Struktur, mit relativ wenig Spielraum und sowohl Bestand als auch Programm waren präzise definiert. Das erklärt, warum unser Beitrag im Konkurrenzverfahren räumlich sehr nahe war am gebauten Projekt.

Dann: Wir haben für die gezeigten Bilder einen auch für uns aussergewöhnlich grossen Aufwand betrieben. Wir haben uns anhand des Projektes Renderwissen angeeignet, viel ausprobiert, gepröbelt und experimentiert. Und es handelte sich um ein relativ kleines Projekt, bei dem schon während eines Konkurrenzverfahrens ein hoher Grad and Detailtiefe erreicht werden konnte. Bei grösseren Projekten – wie kürzlich dem Stefansviertel – sind auch unsere Bilder nicht immer so realitätsnah.

Und schliesslich, als wichtigstes: Drei der vier Räume in diesem Projekt sind weitgehend ohne eigentliche Farben und ohne dominant texturierte Materialien entworfen. Es sind – wie es auch im Bestand war – weiss-graue Räume, gebildet aus einer weissen Gipsschale, ein weiss gestrichenen Betonstruktur und grauen Steinholzböden. Dieser Abstraktheit der Raumgestalt entspricht die Abstraktheit, die ein Rendering zwangsläufig immer hat – und erhöht den Realitätsgrad der Visualisierungen dieses Projektes natürlich. Einfach gesagt: Nur weisse Oberflächen und das wunderbare Licht der Vray-Renderengine ergeben zwangsläufig Bilder, die einer späteren Fotografie nahe kommen. Man sieht denn auch: sobald Farbe und Materialien ins Spiel kommen (Bildpaar vom Treppenhaus) werden die Unterschiede von Rendering und Realität sichtbar.

Und ein letztes: Wir durften vor einigen Jahren schon einmal einen Teil des Dachstuhls des Claridenhofs umbauen. Dies war also unser zweite Versuch und wir wussten schon einiges über die Besonderheiten der Raumstrukturen und der von uns für dieses Haus favorisierten Gestaltungsmittel.

So bleibt die Erkenntnis, dass realitätsnahe Renderings trotz ihrer Unbeliebtheit in ambitionierten Fachkreisen («Räume kann man nur im Modell kontrollieren») auch für Umbauten mehr sein können, als reines Präsentationsmittel: ein wertvolles Werkzeug, um Raum, Struktur und Licht zu kontrollieren.

Aber was ich eigentlich sagen wollte: Die Bilder des gebauten Projektes sind ab sofort auf der Projektseite aufgeschaltet.


Ein Nachtrag: Drei reale Reaktionen auf unsere Weihnachtskarte, die eine Fotografie des Vortragssaals zeigt:
«Sieht ja aus wie ein Rendering!»
«Ist das gebaut?»
«Zuerst habe ich gedacht, es wäre ein Rendering..»
Es scheint also auch in umgekehrter Richtung zu funktionieren: Nicht nur, dass unsere Renderings dem fertigen Projekt ähneln, auch scheint das fertige Projekt – oder zumindest die Fotos davon – unbestimmt an eine allgemeine Renderästhetik zu erinnern  – ich vermute, aus den gleichen Gründen, wie oben geschildert.