Februar 2020

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Der exentrische englische Landschaftsarchitekt Batty Langley (1696-1751) muss fasziniert gewesen sein von der Gotik, war er doch einer der ersten und einflussreichsten Gestalter der so genannten Gothick, einer Wiederentdeckung der Gotik, die in England bereits im 18ten Jahrhundert begann. Allerdings war ihm, bei aller Faszination, die Gotik dann doch noch nicht gut genug. Und so publizierte er 1742 einen (wunderschönen) Bildband mit Vorschlägen, wie man die Gotik verbessern könnte: Gothic Architecture, improved by Rules and Proportions. 

Eine der darin enthaltenen Zeichnungen baute Langley später, leicht abgewandelt, als Folly in einen der ersten englischen Landschaftsgärten, den Painhill Park. Ich kannte dieses Gebäude nicht, als wir den kleinen Pavillon für die AVA Altenrhein entwarfen – aber die Parallelen sind verblüffend.

Nicht alle waren übrigens begeistert von diesem unverkrampften Umgang mit der gotischen Architekturgeschichte. Horace Walpole, der viertel Earl of Orford (1717-1797), besuchte 1761 den Park und kommentierte den Pavillon wie folgt:

Went again to Mr Charles Hamilton’s at Payne’s hill near Cobham, to see the Gothic building & the Roman ruin. The former is taken from Battey Langley’s book (which does not contain a single design of true or good Gothic) & is made worse by pendent ornaments in the arches, & by being closed on two sides at bottom, with cheeks that have no relation to Gothic. The whole is an unmeaning edifice. In all Gothic designs, they should be made to imitate something that was of that time, a part of a church, a castle, a convent, or a mansion. The Goths never built summer-houses or temples in a garden. (zitiert nach: Paget Toynbee, ‘Horace Walpole’s Journals of Visits to Country Seats›, gefunden hier.)

(Wie ich darauf komme? Sandra Depner befragte mich für eine Publikation in der nächsten Ausgabe des Magazins FIRST. Da erwähnte ich den Bautypus des Folly als Referenz und fand dann, als ich mich zum Thema ein bisschen sattelfester machen wollte, nachträglich diese eigenwillige Referenz.)

 

 

Heute wurde das Gerüst bei einem der vier Stapelmischbehälter abgebaut und die neue, gedämmte Holzfassade wurde zum ersten Mal sichtbar!
Im «Innenhof» der vier Türme werden neue Technikräume eingebaut, welche eine eigene räumliche Faszination entwickeln.

(Die Gesamtansicht ist freilich eine Photomontage. Erst der linke der beiden Türme ist fertig verkleidet.