Oktober 2020

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Von allen schnell zusammengegoogelten erinnerten Herbstgedichten gefällt mir jenes von Theodor Storm am besten – es unterläuft den üblichen, lyrischen Herbstkitsch mit seinen zwei äusserst knappen, abschliessenden und wenig romantischen Teilen, die jeweils nur aus einer Strophe bestehen:

Die Sense rauscht, die Ähre fällt,
Die Tiere räumen scheu das Feld,
Der Mensch begehrt die ganze Welt.

Und sind die Blumen abgeblüht,
So brecht der Äpfel goldne Bälle;
Hin ist die Zeit der Schwärmerei,
So schätzt nun endlich das Reelle!

Und so gingen Carlos Wilkening und ich letzte Woche nach der letzten Sitzung der Baukommission über das herbstlich stille Gelände des Ekkharthofs und freuten uns am reellen Leben, das dort Einzug gehalten hat. Als eine der letzten Baumassnahmen wurde der kleine Garten der Wohngruppe für ältere Leute nach den Plänen von Markus Cukrowicz fertiggestellt. Das Guckloch, das sich die Bewohnerinnen gewünscht hatten, um von oben den Betrieb in unserer Turnhalle zu beobachten, hat der Landschaftsarchitekt an den Boden gespiegelt und so auf dem Rundgang durch den Garten einen kleinen, besonderen Ort geschaffen. Die Bewohnerinnen und Bewohner würden ihren neuen Garten sehr schätzen, wurde uns gesagt.

Die alte Sitzbank haben sie irritierend asymmetrisch vor das Fenster gestellt, das kleine Tischchen schiebt sich nicht weniger irritierend über den Rand der runden Asphaltfläche ins Gartenbeet hinein. Der Alltag und das Leben halten sich nicht an unseren Plan und nicht an unsere vermeintliche Symmetrieachse*. Die schwärmerischen Bilder, die wir uns von dieser poetisch gemeinten Stelle unseres Hauses gemacht hatten, werden jetzt durch die Realität ersetzt.

Gut so.

 

* Vermeintlich, weil das runde Fenster nicht symmetrisch in die Fassade gesetzt wurde, sondern symmetrisch zum Innenraum – der nicht mittig in die Aussenform gesetzt ist. Obwohl die Abweichung fast einen Meter beträgt, hat das nie jemand bemerkt.  

In Betrieben der Lebensmittelindustrie fallen organische Stoffe an, die nicht verwertet, aber aufgrund ihres hohen Wassergehaltes auch nicht verbrannt werden können. Für derartige Abfälle ist die biologische Abfallbehandlung das Mittel der Wahl: In einem kontrollierten Faulprozess wird Biogas und Wärme gewonnen und als Energieträger weiterverwendet. Die bestehende Annahmestelle der ARA in Altenrhein ist an ihre Kapazitätsgrenze gestossen und wird zur Zeit erweitert und saniert. Die Bauarbeiten machen rasant Fortschritte und die skulpturale Volumetrie der neuen Cosubstratannahmestelle ist bereits erkennbar. (-> zum Projekt)

 

 

Gestern nachmittag fand der Spatenstich zu unserem Ersatzneubau am Lindenhof statt. Dank der Firma Brühwiler Kundenmaurer GmbH konnte die Bauherrschaft (und der Architekt..) für einmal nicht nur mit der Schaufel, sondern sogar mit dem Bagger den symbolischen Aushub beginnen. Danke auch an die Krattiger Holzbau AG, die den Anlass organisiert hat.

Und danke natürlich an die Bauherrschaft: wir hoffen, dass die gemeinsam entwickelte Absicht, eine alternative zum Einfamilienhaus und zum gesichtslosen Mietwohnungsbau anzubieten, aufgehen wird – und sind sicher, dass die fünf etwas ungewöhnlichen Mietwohnungen bald vermietet sein werden. Anstelle von Geschosswohnungen oder freistehenden Häuschen sind im Projekt fünf 3-geschossige Wohneinheiten in drei verschiedenen Varianten geplant, die zum Mietpreis einer Wohnung den Komfort eines Einfamilienhauses und Aspekte von gemeinschaftlichem Wohnen anbieten werden. Sie orientieren sich auf einen gemeinsamen Hof und einen gemeinsamen Aussen- und Erschliessungsbereich. Anstelle eines privaten Gartens oder Balkons tritt eine gemeinsame Vorzone, die unter dem weit ausladenden Scheunendach angeordnet ist und die – ja nach Wohnungstyp – direkt ins Wohnzimmer oder die Küche führt.

Wir freuen uns auf den weiteren Bauverlauf und auf die Bauvollendung im nächsten Herbst – und auf das neue Leben, dass dann am vormals etwas verwaisten Lindenhof einziehen wird.