Das Haus Rüti, ein lang gezogener Riegelbau aus dem mit westseitig angebautem Stall und Tenne verkörpert prototypisch den Thurgauer Typus des Bauernhofs: ein linear organisiertes Mehrzweckgebäude unter deinem Dach - mit unterschiedlichen Konstruktionsweisen und Fassaden der einzelnen Funktionen. Der Kern des Baus stammt aus dem 17. Jahrhundert. Der östliche Teil mit gegittertem Giebelzwickeln dürfte später zugebaut worden sein, vermutlich zu Ende des 18. Jahrhunderts. In den 1970er Jahren wurde hingegen, zugunsten der Strassenbreite, die Scheune westseitig um ca. einen Meter verkleinert.
Eine typische, wenn auch nicht bei jedem Thurgauer Bauernhaus vorhandene Besonderheit stellen die zwei sich grosszügig zum Garten öffnenden, ehemaligen Webstube mit ihren Fensterwagen dar, wobei die historischen Zugläden nicht erhalten sind. (Die vorindustrielle Produktion von Textilien stellte noch bis ins 19te Jahrhundert einen üblichen Nebenverdienst auf Bauernbetrieben im Thurgau dar. Diese Tätigkeit benötigte genügend Licht, wofür die typischen "Bandfenster" eingebaut wurden.) Eine weitere Besonderheit ist die gut erhaltene, vermutlich spätgotische Balken-Bohlen-Decke in der Nebenstube.
Auch die Organisation des Grundrisses ist typisch - im Erdgeschoss befinden sich Küche, Stube, und Nebenstube - beheizt von einem Kachelofen. Im Zweckteil des Baukörpers befinden sich Erdgeschossig die Ställe und die Tenndurchfahrt, darüber Heustöcke. (Historischer Beschrieb der Raumabfolge auf der Nordseite des Baus, von Ost nach West: "chuchichamer, chuchi, husgang, fuetergang, sustal, stal und tenn") Im Obergeschoss befinden sich die Schlafzimmer. Der Dachraum diente als Lager.
1992 wurde das Haus umfassend saniert und der Dachraum mit Gauben ausgestattet - wenn auch nicht weiter ausgebaut. Tenn und Stall wurden teilweise zum Wohngebäude hinzugenommen, teilweise als Lager erhalten.
Neben einer allgemeinen Sanierung werden nun Wohnungen in das Gebäude einbaut. Das ehemalige Bauernhaus bleibt als grosse Familienwohnung erhalten. Der Dachraum wird unter Verwendung der Gauben aus den 1990er Jahren ausgebaut. Die ehemalige Scheune wird zu zwei kleineren Wohnungen umgebaut.
(Raumabfolge zitiert nach "Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Band III, Basel 1962)