Ein Versuch, in die Zukunft zu planen

Zweite Ränge sind am undankbarsten, aber auch dritte sind schmerzhaft.. dennoch haben wir grosse Freude an unserem Projekt und gratulieren gleichzeitig dem Siegerteam der Stoffel Schneider Architekten AG.  Und bedanken uns für die tolle Zusammenarbeit bei der Josef Kolb AG.

Nachhaltigkeit und Flexibilität
Unser Lösungsansatz für das Projekt versucht, nicht einfach die jetzigen Bedürfnisse der zu erweiternden Werkstatt abzudecken, sondern in die Zukunft zu denken. Eine fast stützenfreie Halle ohne Störung durch den Erschliessungskern oder durch Schächte ermöglicht eine freie Nutzung des Gebäudes auch bei sich ändernden Bedürfnissen. So kann der Bau und die in ihm enthaltene graue Energie sehr lange genutzt werden kann. Zudem haben wir den Bau konzeptionell, strukturell und bis ins Detail so ausgelegt, dass eine zukünftige Aufstockung ohne grosse Eingriffe möglich wird: Das Treppenhaus und der Lift werden jetzt schon so gebaut, dass sie auch die Aufstockung erschliessen könnten. Und die Dachkonstruktion ist so ausgelegt, dass im Falle einer Aufstockung lediglich die Dämmung entfernt und durch einen Überbeton ersetzt werden müsste. Die heutige Dachschalung würde so zu einer Betonverbunddecke. So sparen wir jetzt Material und haben doch alles schon vorgesehen für das Verdichten nach oben.

Mit dem regional verfügbaren Buchenholz, das für den Längsträger und die vier Hauptsätzen zu Brettschichtholz verabeitet wird, steht ein hochfester und nachhaltiger Baustoff zur Verfügung. Die sekundäre und weniger belastete Tragstruktur wird aus heimischem Tannenholz gefertigt. Eine Holzbetonverbunddecke nutzt die Eigenschaften beider Materialien optimal aus und ermöglicht schlanke Strukturen. Mit einem Sockelgeschoss aus regionalem Recyclingbeton wird der Kontakt zum Erdreich dicht, zuverlässig und dauerhaft hergestellt.

Struktur und Statik
Zwei Absichten prägen die strukturelle Gestalt des Neubaus. Die erste: Das gut funktionierende Raster der bestehenden Werkstatt weiterzuführen und einen möglichst stützenfreien, also flexibel unterteilbaren und damit langlebigen Raum zu bilden. Die zweite: Das Gebäude nicht wie im Bestand als Betonstruktur zu denken, sondern in Holz. Eine erste Besprechung mit dem Holzbauingenieur ergab einen gewissen Widerspruch zwischen diesen beiden Absichten: Die Spannweiten von fast 14 Metern ist im Holzbau stützenfrei nicht wirtschaftlich zu bewältigen. Der erste Impuls des Ingenieurs: eine Stützenreihe in der Mitte des Raumes – ein fundamentaler Widerspruch zur architektonisch- funktionalen Absicht, einen möglichst flexiblen Raum anzubieten.

Die Lösung stellt ein doppelter Längsträger dar, der die mittlere Stützenreihe ersetzt. Er bildet das Rückgrat des Raumes – in räumlicher, struktureller und auch technischer Hinsicht.