Allgemein

Der exentrische englische Landschaftsarchitekt Batty Langley (1696-1751) muss fasziniert gewesen sein von der Gotik, war er doch einer der ersten und einflussreichsten Gestalter der so genannten Gothick, einer Wiederentdeckung der Gotik, die in England bereits im 18ten Jahrhundert begann. Allerdings war ihm, bei aller Faszination, die Gotik dann doch noch nicht gut genug. Und so publizierte er 1742 einen (wunderschönen) Bildband mit Vorschlägen, wie man die Gotik verbessern könnte: Gothic Architecture, improved by Rules and Proportions. 

Eine der darin enthaltenen Zeichnungen baute Langley später, leicht abgewandelt, als Folly in einen der ersten englischen Landschaftsgärten, den Painhill Park. Ich kannte dieses Gebäude nicht, als wir den kleinen Pavillon für die AVA Altenrhein entwarfen – aber die Parallelen sind verblüffend.

Nicht alle waren übrigens begeistert von diesem unverkrampften Umgang mit der gotischen Architekturgeschichte. Horace Walpole, der viertel Earl of Orford (1717-1797), besuchte 1761 den Park und kommentierte den Pavillon wie folgt:

Went again to Mr Charles Hamilton’s at Payne’s hill near Cobham, to see the Gothic building & the Roman ruin. The former is taken from Battey Langley’s book (which does not contain a single design of true or good Gothic) & is made worse by pendent ornaments in the arches, & by being closed on two sides at bottom, with cheeks that have no relation to Gothic. The whole is an unmeaning edifice. In all Gothic designs, they should be made to imitate something that was of that time, a part of a church, a castle, a convent, or a mansion. The Goths never built summer-houses or temples in a garden. (zitiert nach: Paget Toynbee, ‘Horace Walpole’s Journals of Visits to Country Seats‘, gefunden hier.)

(Wie ich darauf komme? Sandra Depner befragte mich für eine Publikation in der nächsten Ausgabe des Magazins FIRST. Da erwähnte ich den Bautypus des Folly als Referenz und fand dann, als ich mich zum Thema ein bisschen sattelfester machen wollte, nachträglich diese eigenwillige Referenz.)

 

 

Heute wurde das Gerüst bei einem der vier Stapelmischbehälter abgebaut und die neue, gedämmte Holzfassade wurde zum ersten Mal sichtbar!
Im «Innenhof» der vier Türme werden neue Technikräume eingebaut, welche eine eigene räumliche Faszination entwickeln.

(Die Gesamtansicht ist freilich eine Photomontage. Erst der linke der beiden Türme ist fertig verkleidet.

Der Windfang für die neue Eingangshalle des Ekkharthofs wurde in einer handwerklichen Präzision gebaut, an die wir uns von der Spenglerei Schnyder bereits gewohnt sind, die aber leider nicht selbstverständlich ist. Und am Schluss sieht alles ganz einfach und logisch aus und die ganzen Mühen der Planung verblassen hinter der Schönheit des Gebauten.

Die Plandarstellungen von David Brückmann des Pavillons am Waldrand sind so hübsch, dass sie einen Hinweis verdienen: Sie sind nun online.

Herzlich gelacht haben wir über die Bildunterschrift in der NZZ am Sonntag vom vergangenen Wochenende. Dort wurde im Rahmen eines ganzseitigen Artikels über die Fischzucht auf dem Areal der AVA Altenrhein berichtet und nebenbei unser kleiner Pavillon abgebildet – und in der Bildunterschrift machte sich jemand die Mühe, darauf hinzuweisen, dass unser Pavillon nicht «Drei Zuchtbecken à 12 Kubikmeter» ist, sondern dass diese links davon zu finden sind…

Die Bauherrschaft wünschte im Wettbewerbsprogramm den Abbruch des denkmalgeschützten Riegelhauses von 1841 – eines Gebäudes, dass laut Schutzverordnung im Erhaltungsziel A mit besonderer Qualität eingestuft wird. Der im Programm als «baufällig» bezeichnete Bau zeigte sich beim Augenschein in einem recht ordentlichen Zustand, der eine Sanierung mit verhältnismässigen Mitteln problemlos ermöglicht.

So sind wir – wie auch der andere 2.Preis und ein weiteres Büro – dem Wunsch nach einer Zerstörung dieses Baudenkmals nicht nachgekommen.

Die Jury zeichnete einen Ersatzneubau mit dem 1.Rang/1.Preis aus: Das bestehende Gebäude wird abgerissen und durch einen volumetrisch fast identischen Neubau ersetzt. Auf dem 2.Rang/2.Preis findet sich ein Projekt, dass den Altbau saniert und das Raumprogramm mit einem Neubau an einem anderen Ort erfüllt. Unser Projekt, das auf dem 3.Rang rangiert und ebenfalls einen 2.Preis gewinnt, schlägt einen Anbau an das bestehende Riegelhaus vor.

(Schulraumerweiterung Niederwil, SG)

 

Auch mal schön: Wenn ein Planungsfehler des Unternehmers dazu führt, dass die Toiletten Türfutter aus massiver Esche bekommen.

(Umbau Hauptgebäude Ekkharthof)

In den letzten Jahren durften wir die Neubauten des Abwasserverbandes Altenrheins architektonisch begleiten – den Neubau der Klärstufe «Elimination von Mikroverunreinigungen», einen Infopavillon und – etwas ausserhalb der Anlage – eine neue Trafostation. Alle Projekte sind nun auf unserer Webseite dokumentiert. (Teilweise fehlen noch die Pläne, aber wir arbeiten daran.)

Nachtrag November 2023: Seit 2019, als wir diesen kleinen Artikel das erste Mal publiziert haben, sind zwei weitere Bauten dazugekommen. Die sanierten, neu gedämmten und mit einer Holzfassade versehenen Stapelmischbehälter und die umgebaute und erweiterte Cosubstratannahmestelle.

Man kann die gewachsene Anlage der AVA Altenrhein, ihre Bauten und die Zwischenräume, mit einer kleinen Stadt vergleichen: Es gibt Gassen, Strassen, Höfe und Plätze und eine klare Grenze zum umgebenden Naturraum des Alten Rheins. Die einzelnen Bauten dieser „Kleinstadt“ haben eigene Identitäten, Adressen und zuweilen auch Innenhöfe. Sie alle verbindet eine gemeinsame Sprache, bei der die Motive und Feinheiten leicht variiert und an die jeweilige Aufgabe angepasst werden.

Auf den folgenden Seiten sind die einzelnen Projekte auf der Anlage dokumentiert:

 

Pilzsuchen im Stützenwald
Handwerker, Bauleiterin und Architekt auf Augenhöhe

Besprechung der Details des Innenausbaus in der neuen Eingangshalle im Hauptgebäude des Ekkharthofs.