Im Rahmen von «Swiss Performance 2020» findet am kommenden Donnerstag, dem 20.August, im KOSMOS die Veranstaltung «Swiss Live Performance 2020» als PechaKucha-Abend statt. Ich bin eingeladen, dort 400 Sekunden über das Schulhaus am Ekkharthof zu reden.

Jenny Keller, die nicht nur Redakteurin bei werk, bauen + wohnen ist, sondern auch einen Abschluss als PechaKucha-Instruktorin hat, hat mir folgendes empfohlen: «Rede möglichst wenig über Dein Haus und möglichst viel über alles andere. Sonst wird es langweilig.» Ich werde darum den Vortrag mit dem Schnitt der Villa Gazzotti von Palladio beginnen und mit dem Bild einer Fliege beenden. Dazwischen weiss ich noch nicht, aber ich arbeite daran.

Nachtrag 19.08.2020: Mittlerweile weiss ich, was dazwischen kommt. Aber erstaunlich, wie lange es braucht, so kurz über ein Haus zu reden. 

  • Kosmos, Lagerstrasse 104, 8004 Zürich
  • Donnerstag, 20.08.2020, 18.00Uhr
  • Tickets

«Die insgesamt 21 Wohnungen mit ungewöhnlicher Anordnung und verschiedenen Ebenen innerhalb bieten sich einem speziellen Mieterkreis an. Ob diese urbane Wohnform in Herisau genügend Interessenten findet, müsste sich zeigen.» (Aus dem Jurybericht)

Es wird sich aber leider nicht zeigen, weil der Versuch nicht unternommen wird. Ob unsere Wohnungen tatsächlich besonders «urban» sind? Sie bieten sich doch lediglich dazu an, von der Bewohnerschaft interpretiert und adaptiert zu werden. Und sie bieten, ohne Umbaumassnahmen, ein Gefäss an, das für verschiedene Lebensformen – von junge Familien mit vielen Kindern, ältere Familien mit Teenagern, nachfamiliäre Paaren, Patchwork-Familien, Wohngemeinschaften, Alterswohnungen und vielen weiteren – genutzt und in Beschlag genommen werden könnten. Nachdem eine Siedlung, die gerade mal eine Generation lang funktioniert hat, abgerissen werden soll, weil ihr hochfunktionalen, extrem determinierten Grundrisse den heutigen Lebenswelten nicht mehr entsprechen, schien uns das Pflicht im Sinne der Nachhaltigkeit und Dauerhaftigkeit zu sein. Und wir vermuteten, dass gar nicht alle 15’745 Bürgerinnen und Bürger von Herisau komplett «unurban» leben – und dass sich ein solch «spezieller Mieterkreis» auch in Herisau gefunden hätte.

Immerhin hat unser Projekt bei der Bauherrschaft reghafte Diskussionen ausgelöst und unsere Bemühungen wurden mit einem zweiten Rang ausgezeichnet…

Nach dem offiziellen Spatenstich am 01.07.2020 und dem Abbruch des kleinen, ans Hauptgebäude angebaute Häuschen erfolgen schon bald die ersten Arbeiten für unser etwas grössere, ans Haupthaus angebaut Häuschen… Vom abgebrochenen Häuschen, das sich an der Fassade noch hübsch als gebauter Schattenriss abzeichnet, haben wir noch das eine oder andere Bauteil sorgfältig demontieren und beiseite legen lassen – zumindest eines davon wollen wir am Neubau als Spolie wieder einbauen. Mittels Injektionen – siehe Bild – werden aber zuerst noch die Fundamente des alten Schulhaus ertüchtigt.

Zweite Ränge sind am undankbarsten, aber auch dritte sind schmerzhaft.. dennoch haben wir grosse Freude an unserem Projekt und gratulieren gleichzeitig dem Siegerteam der Stoffel Schneider Architekten AG.  Und bedanken uns für die tolle Zusammenarbeit bei der Josef Kolb AG.

Nachhaltigkeit und Flexibilität
Unser Lösungsansatz für das Projekt versucht, nicht einfach die jetzigen Bedürfnisse der zu erweiternden Werkstatt abzudecken, sondern in die Zukunft zu denken. Eine fast stützenfreie Halle ohne Störung durch den Erschliessungskern oder durch Schächte ermöglicht eine freie Nutzung des Gebäudes auch bei sich ändernden Bedürfnissen. So kann der Bau und die in ihm enthaltene graue Energie sehr lange genutzt werden kann. Zudem haben wir den Bau konzeptionell, strukturell und bis ins Detail so ausgelegt, dass eine zukünftige Aufstockung ohne grosse Eingriffe möglich wird: Das Treppenhaus und der Lift werden jetzt schon so gebaut, dass sie auch die Aufstockung erschliessen könnten. Und die Dachkonstruktion ist so ausgelegt, dass im Falle einer Aufstockung lediglich die Dämmung entfernt und durch einen Überbeton ersetzt werden müsste. Die heutige Dachschalung würde so zu einer Betonverbunddecke. So sparen wir jetzt Material und haben doch alles schon vorgesehen für das Verdichten nach oben.

Mit dem regional verfügbaren Buchenholz, das für den Längsträger und die vier Hauptsätzen zu Brettschichtholz verabeitet wird, steht ein hochfester und nachhaltiger Baustoff zur Verfügung. Die sekundäre und weniger belastete Tragstruktur wird aus heimischem Tannenholz gefertigt. Eine Holzbetonverbunddecke nutzt die Eigenschaften beider Materialien optimal aus und ermöglicht schlanke Strukturen. Mit einem Sockelgeschoss aus regionalem Recyclingbeton wird der Kontakt zum Erdreich dicht, zuverlässig und dauerhaft hergestellt.

Struktur und Statik
Zwei Absichten prägen die strukturelle Gestalt des Neubaus. Die erste: Das gut funktionierende Raster der bestehenden Werkstatt weiterzuführen und einen möglichst stützenfreien, also flexibel unterteilbaren und damit langlebigen Raum zu bilden. Die zweite: Das Gebäude nicht wie im Bestand als Betonstruktur zu denken, sondern in Holz. Eine erste Besprechung mit dem Holzbauingenieur ergab einen gewissen Widerspruch zwischen diesen beiden Absichten: Die Spannweiten von fast 14 Metern ist im Holzbau stützenfrei nicht wirtschaftlich zu bewältigen. Der erste Impuls des Ingenieurs: eine Stützenreihe in der Mitte des Raumes – ein fundamentaler Widerspruch zur architektonisch- funktionalen Absicht, einen möglichst flexiblen Raum anzubieten.

Die Lösung stellt ein doppelter Längsträger dar, der die mittlere Stützenreihe ersetzt. Er bildet das Rückgrat des Raumes – in räumlicher, struktureller und auch technischer Hinsicht.

6 Jahre nach dem gewonnenen Wettbewerb wurde der Baukredit für unseren Kindergarten in Horn am letzten Sonntag vom Souverän mit 58% Ja-Stimmen genehmigt… Wir freuen uns sehr auf die Realisierung dieses kleinen, aber ausgetüftelten Baus und danken den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern für das Vertrauen.

Während das Team des Bioladens hingebungsvoll und unter Zeitdruck den neuen Laden einrichtet, das neue Warenwirtschaftssystem implementiert, die Käsetheke auf die richtige Temperatur einzustellen versucht und dringend noch einen besseren Ort für den kleinen, unansehnlichen Getränkekühler sucht, damit zur Neueröffnung am 8.Juni alles bereit ist, steht der Architekt dumm im Weg herum und freut sich an den in Italien aus Messing gefertigten Leuchten, die gestern und damit im letzten Moment doch noch eingetroffen sind – und wie kleine Schmuckapplikationen dem Raum einige Glanzlichter verleihen.

Um 9 Uhr startet die Eröffnung mit einer kleinen Feier. In der Woche vom 8. bis 13. Juni gewährt der Ekkharthof auf das gesamte Sortiment einen Rabatt von 10%.

 

Gemeinschaftsgebäude am Ekkharthof – Besichtigung mit Referaten und Führung Lukas Imhof, Architekt, Zürich / Christoph Angehrn, Holzbauingenieur Josef Kolb AG, Romanshorn / Walter Hugentobler, Präsident Verwaltungsrat Ekkharthof, Lengwil

Mo 8. Juni 2020, 17.30 Uhr vor Ort

Nach der Führung wird ein kleiner Imbiss offeriert.

Wichtig: Die Teilnahme ist kostenlos, allerdings ist eine Anmeldung nötig, da situationsbedingt die Teilnehmerzahl begrenzt werden musste.
Anmeldungen an vor-ort@a-f-o.ch

Obwohl sich die Redaktion leider und aus unerfindlichen Gründen für das falsche Covermotiv entschieden hat, freuen wir uns sehr darüber, dass unser Schulhaus am Ekkharthof in der neuen Ausgabe von AIT publiziert wurde. Danke an Uwe «Rosenhaus» Bressan für das Interesse und den klugen und gut recherchierten Text.

(Wer möchte, kann beim aktuellen Titelwettbewerb noch dafür abstimmen, dass das Cover mit unserer Eingangshalle doch besser gewesen wäre. Für die aktuelle Ausgabe kommt die Abstimmung zwar zu spät, aber jede zwanzigste Teilnehmerin oder jeder zwanzigste Teilnehmer bekommt ein Architekturbuch.)

Nachtrag 03.Juni 2020: Das Publikum gibt uns recht und hätte mehrheitlich «unser» Cover gerne auf dem gedruckten Heft gesehen..