Projekte

Es ist immer ein besonderer Moment, wenn wir ein Projekt aus dem Webseiten-Menu «laufende Projekte» in den Ordner «Bauten» bewegen können – so auch bei der jüngsten Etappe der Erneuerung der AVA Altenrhein, der Cosubstratannahmestelle. (Was für ein Wort!)

Die bestehende Annahmestelle des AVA Altenrheins wurde umgebaut und mit einer zweiten Linie erweitert. Um der Frage zuvorzukommen: In einer Cosubstratannahmestelle werden organische Stoffe, die nicht verwertet, aber aufgrund ihres hohen Wassergehaltes auch nicht verbrannt werden können, angenommen. Diese fallen hauptsächlich in Betrieben der Lebensmittelindustrie an. Für derartige Abfälle ist die biologische Abfallbehandlung eine sinnvolle Verarbeitung. In einem kontrollierten Faulprozess wird Biogas gewonnen, das als Energieträger benutzt und in einem Blockheizkraftwerk zu Strom und Heizenergie verarbeitet wird.

Eine bauliche Besonderheit stellt das in die Anlage integrierte Lagergebäude dar. Es wurde auf einem bestehenden, nicht mehr genutzten Havariebecken errichtet und nutzt dieses als Fundament. So kann das Becken erhalten und zu einem späteren Zeitpunkt einer neuen Nutzung zugeführt werden. Ansonsten handelt sich bei dieser Anlage im Wesentlichen um eine Maschine im Format eines Gebäudes. Die zu schützenden Maschinen und die technischen Bedingungen – etwa die Kipphöhe eines Lastwagens – führt zu einer skulpturalen Volumetrie, die mittels einer Holzfassade gegliedert und gestaltet und so ins architektonische Gesamtkonzept der AVA Altenrhein integriert wurde.

Besonders freut uns auch die Aufnahme der Anlage in «Gutes Bauen Ostschweiz» – eine Auszeichnung, die vom AFO, dem BSA, dem BSLA, dem fsai, dem SIA, dem STV, dem SWB sowie den Ostschweizer Kantonen und dem Fürstentum Liechtenstein vergeben wird. Danke auch an Daniela Meyer für den schönen Text dazu.

Und: Das Projekt ist nun mit einer Fotodokumentation von Hannes Heinzer auf unserer Webseite einsehbar.

Wenn in Hochparterre Wettbewerbe im Rahmen der Besprechung des Wettbewerbs Stefansviertel unser Kennwort MAYA als «hinkender Vergleich» bezeichnet und dann «das Volk der Mayas» (sic) erwähnt wird, so beruht das auf einem Missverständnis – oder schlicht auf Unwissen. Zugegeben, so genannte Apronyme – also Akronyme, die ein bereits existierendes Wort ergeben – sind aber auch tückisch. Allein, mit dem Volk der Maya hat weder unser Kennwort noch unser Entwurf etwas zu tun. Dafür aber mit dem so genannte MAYA-Prinzip: Im Produktedesign eine Entwurfsabsicht, die das Ziel verfolgt, zwar fortschrittlich zu sein – aber dennoch von Benutzerinnen und Benutzern akzeptierbar: Most Advanced Yet Acceptable. Als Begriff Raymond Loewy zugeschrieben, als Prinzip die Grundlage der meisten (wenn auch nicht aller) erfolgreichen Innovationen. Und in der Architektur ein guter Ratschlag, will man die zukünftige Bewohnerschaft mitnehmen. Wenn man so will, könnte man das Prinzip MAYA als Kürzestform von Midcomfort bezeichnen.

Gut ein Jahr nachdem wir den Wettbewerb zum neuen Stefansviertel gewinnen durften, hat diesen Monat nun unser Projektteam mit den Planungsarbeiten begonnen. Zusammen mit der umtriebigen Kirchgemeinde Hirzenbach, der Bauherrschaftsvertretung von Basler Hoffmann und dem GP-Team wird das Projekt nun überarbeitet, geschärft, vereinfacht, geschliffen oder auch schlicht verbessert – immer mit dem Ziel, innovativ und akzeptierbar zu entwerfen und zu bauen. Wir freuen uns sehr über den Projektstart!

 

 

Als unser ehemalige Praktikant und heutiger Mitarbeiter David Brückmann noch an der ETH Zürich studierte, analysierte er als Vertiefungsarbeit bei der Dozentur Mettler/Studer, BUK, zwei ländliche Wohnhäuser aus Holz: Einerseits ein zeitgenössisches, in moderner Holzbautechnik gebautes Wohnhaus, andererseits einen historischen Thurgauer Riegelbau aus dem 17.Jahrhundert. Als zeitgenössisches Beispiel hat er unseren Ersatzneubau «Franz und Hektor» beigezogen, als historisches Untersuchungsobjekt das Haus Rüti in Amriswil mit seiner typischen Fachwerkkonstruktion – für das wir damals im Büro eine Vorstudie gemacht haben.

Als Illustration die sehr schönen Axonometrien, die David von den beiden Bauten gezeichnet hat – als ganzes und im Detail. Die komplette Arbeit kann auf der Webseite der Dozentur heruntergeladen werden – hier das Plakat zu Franz und Hektor, hier jenes zu Rüti. Vor allem die Absätze zur traditionellen Konstruktion und zum historische Bauprozess lohnen die Lektüre – auch für Fachleute.

Seither hat David diplomiert und ist als Architekt in unser Büro zurückgekehrt. Rüti ist nun zu «seinem» Projekt geworden – letze Woche haben die Bauarbeiten begonnen und ab sofort ist das Projekt Umbau Bauernhaus Rüti nun auch auf unserer Webseite dokumentiert.

 

 

Als kleines Architekturbüro stellen wir nicht jeden Tag einen Bau fertig – dennoch wollte es der Zufall, dass sowohl der Kindergarten in Horn als auch das Schulhaus in Landschlacht am gleichen Tag eingeweiht wurden. Bei prächtigem Sommerwetter konnte die Bevölkerung der beiden Gemeinde ihre neuen Bildungsbauten besichtigen – und wir mit Freude, wie die Bauten von den Benutzer:innen schon in Beschlag genommen und von der Bevölkerung geschätzt wurden.

Das heisse Sommerwetter war zudem ein guter Testlauf: Beide Bauten blieben bei rund 30° Aussentemperatur angenehm kühl. Vor allem in Landschlacht wurde das Potential des «Einfachen Bauens» ausgeschöpft: Thermische Trägheit durch Verzicht auf oder Reduktion von Bauteilschichten und die Aktivierung von Decke und Boden als Speichermasse (Decke in Sichtbeton, Boden als geschliffener Unterlagsboden), robuste, einfache und langlebige Konstruktionen, sortenreine Verwendung mineralischer oder nachwachsender Rohstoffe (Einsteinmauerwerk) und ein nicht übertrieben grosser, angemessener Glasanteil. In Landschlacht wird das angenehme Raumklima zudem unterstützt durch Geocooling – also dem Zirkulieren von kühlem Wasser aus den Erdsonden, die im Winter Heizenergie liefern. In Horn ermöglichen die öffenbaren Oblichter eine angenehme Luftzirkulation durch einen sanften Kamineffekt.

 

Obwohl eine kleine Aufgabe, ist der Kindergarten in Horn für uns besonders. Er ist exemplarisch für unsere Arbeitsweise des Weiterbauens, des Vermischen und Verschmelzen.

Der Entwurf beruht auf einem raumbildenden Konzept aus dem Beginn des letzten Jahrhunderts, spricht aber die Sprache der Hauptbaute des Ensembles aus den späten 1960er Jahren – und mischt Elemente zeitgemässer Pädagogik dazu. (Mehr dazu hier.) Im Spannungsfeld dieser Einflüsse ist etwas Neues entstanden, das uns freut: ein zeitgemässes Raumgefüge für Kinder. Ein hoher Hauptraum mit Licht von oben, umgeben von vier Nischen mit unterschiedlichen Funktionen, gebildet aus geschlossenen Körpern mit dienenden Funktionen. (Mehr dazu hier.)

Aus einem Wettbewerb im Jahr 2014 hervorgegangen, wurde der Bau nun, 8 Jahre später, doch noch realisiert – und komplettiert das Ensemble mit der Mehrzweckhalle und dem Bungalow der Hauswartin, das wir 2018 erweitert und saniert hatten.

Aus diesen Gründen wollen wir – obwohl es im wesentlichen nur einen Raum zu besichtigen gibt und im Wissen darum, dass es für einige weit weg ist – zu einem kleinen After-Work-Apéro im Kindergarten Horn einladen. Auch die wichtigsten Räume der Mehrzweckhalle werden noch einmal besichtigt werden können.

Mittwoch, 22. Juni 2022, 16.30 bis 20.00 Uhr
Feldstrasse 16, 9326 Horn TG

Wir freuen uns auf Euch!
Caroline Schillinger, Lukas Imhof, Jean-Brice de Bary


weitere Beteiligte:
Bauleitung: Marc Stauffacher, Gemperli Stauffacher Architektur
Landschaftsarchitektur: Martin Klauser, Rorschach / Winkler Richard, Wängi
HLKS-Engineering: Kempter Partner, St.Gallen
Elektroplanung: Lepco, Horn
Statik: Wälli Ingenieure, St.Gallen
Baupyshik: Gerevini Ingenieurbüro, St.Gallen

Anreise
Mit dem Auto: Parkplätze der MZH an der Feldstrasse oder der Schule (von der Tübacherstrasse erreichbar) benutzen.
Mit der Bahn: Vom Bahnhof Horn in 5′ zu Fuss erreichbar. Den Weg entlang der Gleise Richtung Westen benutzen.

 

Am Samstag, 30. April organisieren Leonid Slonimskiy, Anastasia Vaynberg und Blanca Gardelegui eine Wohltätigkeitsauktion zugunsten der Ukraine. Versteigert werden Architekturzeichnungen von über dreissig Architektinnen und Architekten.

Wir haben für diese Benefizauktion eine der wenig erhaltenen Jaxon-Bilder aus unserem Archiv gespendet. Es handelt sich um eine frühe Entwurfsdarstellung unseres «Folly am Waldrand», das als Infopavillon für die Kläranlage Altenrhein dient.

Zum Bild: Jaxonkreide, Graphit und Farbstift auf Schöllerhammer Plandruckpapier, ca. 59.3 x 84cm, rückseitig gestempelt und signiert

Mehr zur Auktion und die Eckdaten des Anlasses:

instagram @notowar_architects oder hier

  • Benefizauktion von Architekturzeichnungen: humanitäre Hilfe für die Ukraine.
  • 30.04.2022, Samstag; 17:00-21:00
  • Seebahnstrasse 155, Zürich (Im Büro von Stefan Wülser)
  • Auktion – der Erlös wird für humanitäre Hilfe (Medikamente, Hygienematerial uä) verwendet und direkt an die ukrainische Grenze geschickt. 

 

 

Kurz vor Ostern 2018 brannte die historische Scheune am Lindenhof komplett ab. Kurz vor Ostern 2022 ist die Auferstehung nun abgeschlossen – und die erste Mieterin ist mit ihrer Familie eingezogen. Die Art und Weise, wie sie den Vorplatz bespielt und sich aneignet, freut uns sehr. Es sieht sehr viel besser aus, als die für die Architekturfotos gestellten Szenerien.

Wir wünschen allen frohe Ostern!

Nachtrag 19.04.2022 – Die Bilder von Hannes Heinzer sind nun auf der Projektseite zu sehen!